Wie ein Drogen- und Sexkult aus Lülsfeld ein Ökodorf infiltrierte

Dies ist die Geschichte eines idyllischen Ökodorfes, das bekannt ist als ZEGG (Zentrum für experimentelle Gesellschaftsgestaltung) und seiner Infiltration durch eine gefährliche Sekte aus Lülsfeld namens Go&Change. Und es ist eine Geschichte über sexuellen Missbrauch und zwei tote Kinder.

Die folgenden Schilderungen beruhen auf meinen eigenen Erfahrungen, sowie was ich von anderen gehört und gelesen habe. Ich erhebe nicht den Anspruch, dass dieser Artikel kritischer Journalismus im engeren Sinne ist. Und ich behaupte keineswegs, dass dieser Artikel besonders investigativ ist. Diese Geschichte soll anderen als Warnung dienen. Darum teile ich sie. Wenn nur eine Person von Go&Change abgehalten wird und so vor Leiden geschützt wird, dann hat dieser Text seine Aufgabe erfüllt.

Seit der Veröffentlichung dieses Artikels hat der ZEGG öffentlich bekannt gegeben, dass sie bei Veranstaltungen bis auf weiteres nicht mit Go&Change zusammenzuarbeiten möchten. Zusätzlich haben sie die G&C-Gemeinschaft aufgefordert, den Link zum ZEGG von ihrer Webseite zu entfernen. In dieser öffentlichen Ankündigung werden viele der problematischen Praktiken von Go&Change, die im Folgenden erwähnt werden, angeprangert. Der ZEGG entschuldigt sich auch für die Art und Weise, in der meine Frau (damalige Verlobte) und ich aus dem Sommercamp ausgeschlossen wurden. Wir nehmen die Entschuldigung gerne an und freuen uns darüber, dass die Entscheidung getroffen wurde, die Zusammenarbeit mit Go&Change zu beenden. Die öffentliche Erklärung kann hier auf der Website des ZEGG nachgelesen werden: https://www.zegg.de/de/mediathek/news-archiv/1151-das-zegg-und-go-change.html

Alles begann mit einer Einladung zum ZEGG Sommer Camp 2021 in Bad Belzig in der Nähe von Berlin. Ich sollte dort einen Vortrag halten und mich an einer Podiumsdiskussion beteiligen, unter anderem mit einem sonderbaren Kollegen namens Felix Krolle.[i] Wäre ich etwas weiser gewesen, hätte ich nachgeschaut, mit welchen Leuten ich da auf diesem Podium sitze und welche Organisationen sie da repräsentieren. Traurigerweise war ich zu faul, um weise zu handeln.

Im ZEGG war ich schon einige Male vorher und fand diesen Ort stets wunderschön. Nach langen Aufenthalten im grauen, rauen Berlin glich das Ankommen im ZEGG dem Betreten eines kleinen Paradieses. Und an dem Tag, als ich ankam, ein sonniger Tag mit wolkenlosem Himmel, sah das ZEGG noch schöner aus als je zuvor. Nur ahnte ich nicht, dass ich genau hier, nur eine Woche später, eine der irrsinnigsten Erfahrungen meines Lebens machen sollte.

Kurz nachdem ich ankam, empfing ich eine Textnachricht von besagtem Felix und von etwas das sich Go&Change nannte. Er wollte sich mit mit mir treffen und über die Podiumsdiskussion reden. Ich antwortete ihm freundlich und war einverstanden. Aber als wir uns trafen, war es nicht das zwanglose, private Gespräch, das ich erwartet hatte. Stattdessen wurde ich sogleich in einen Kreis aus fünf oder sechs Leuten gesetzt. Ich dachte mir anfangs nicht viel dabei, aber es wurde schnell offensichtlich, dass dieser Typ irgendetwas von mir wollte und dass diese ganze Konstellation so aufgebaut war, um eben das zu bekommen. Jedoch liefen die Dinge nicht wie geplant.

Felix hat meine Bücher nicht zu Ende gelesen, wie er zugab, und konnte so nicht wissen, dass ich keinerlei Fetisch für Entwicklungsstufen hege und dass Kulte für mich eine ernstzunehmende totalitäre Gefahr der Zukunft darstellen. Er präsentierte Go&Change, von dem er so etwas wie ein Anführer war, als eng verbundene Gemeinschaft mit einer formalisierten sozialen Hierarchie, die auf der jeweiligen kognitiven Entwicklungsstufe der Mitglieder basiert. Ich dachte, das klingt nach einer verdammt schlechten Idee.[ii] Das Treffen ging danach eher bergab. Ich war froh, als es vorbei war und ich gehen konnte.

Später wurde mir klar, dass ich mitten in einer Gruppe aus Kultmitgliedern, in einem sogenannten „Wir-Raum“ saß (eine sozialpsychologische Gruppentechnik, die in einem kollektiven Miteinander tiefgehende Austauschprozesse generieren soll, oder so einen Quatsch). Wie auch immer, nach eingehender Betrachtung taufte ich es um in „Gaslighting-Kammer“. In den Händen der falschen Menschen ist das ein extrem effizientes Instrument der psychischen Manipulation.[iii]

Erst dachte ich, Felix Krolle sei lediglich irgendein Typ, der mir wieder irgendetwas verkaufen will. Das passiert ja ständig. Aber Felix wollte nicht nur irgendein Typ sein. Er versuchte wiederholt, sich nochmal mit mir zu treffen. Ich lehnte jedes Mal freundlich ab. Ich hatte einfach nicht genug Zeit, weil ich mich für meinen Vortrag vorbereiten wollte. Aber er gab nicht nach. Schließlich schrieb er mir, dass einer der Organisatoren des ZEGG Sommer Camps mich persönlich treffen wolle. Ich fand das etwas seltsam. Warum kann er mich dann nicht einfach persönlich kontaktieren? Ich rief diese Person an und vereinbarte ein Treffen. Wieder erwartete ich ein privates Gespräch unter vier Augen, aber als ich erschien, begleiteten uns drei andere Menschen inklusive Felix, dem ich wiederholt mitgeteilt hatte, dass ich keine Zeit habe.

Das Ganze fühlte sich nicht richtig an, aber ich ignorierte das achselzuckend und setzte mich mit ihnen zusammen. Ich dachte, wir würden gleich über die Podiumsdiskussion reden, aber stattdessen fingen sie an, sich über mich zu beschweren, weil ich zu wenig Zeit mit ihnen verbrächte und die ganze Zeit nur in meinem Zimmer wäre. Ich erwiderte, dass ich ihre Enttäuschung zwar verstehen kann, wenn sie sich eigentlich darauf gefreut haben, mich kennenzulernen, aber dass ich auch meine Rede vorbereiten muss und auch etwas Ruhe nach einer stressigen Zeit benötige. Unter normalen Menschen wäre diese Diskussion damit beendet – doch es ging noch weiter. Einer nach dem anderen fuhren sie fort sich zu beklagen in dem Versuch, Schuldgefühle in mir auszulösen. Felix insbesondere argumentierte sehr beharrlich, dass ich es der Gemeinschaft schuldig sei, ihr mehr zur Verfügung zu stehen.

Am Ende war ich einfach nur angepisst. Nie habe ich mich zu irgendetwas verpflichtet und ich schulde niemandem irgendetwas. Zu diesem Zeitpunkt dachte ich noch, es handele sich um nervige, gemeinschaftsbesessene Hippies, die nicht begreifen können, dass zu viel Socializing für manche eben kräftezehrend ist. Erst später verstand ich, dass sie mir näherkommen wollten, um mich für sie zu gewinnen.

Der Vorfall beim Abendessen

Bis dahin war ich nur Opfer eher kleinerer, subtilerer Manipulationen. Mein einziger Grund Felix Krolle und Go&Change zu vermeiden bestand darin, dass ich ihr Projekt eher uninteressant und Felix langweilig fand und etwas creepy in der Art und Weise, wie er hinter mir her war.[iv] Es brauchte eine Eskalation bei einem Tischgespräch beim Abendessen, bis ich endlich begriff, dass mit diesen Leuten ernsthaft was nicht stimmt.

Wie es oft bei mir der Fall ist, war ich erst zu konzentriert auf mein Essen, um zu bemerken, was um mich herum passierte. Aber irgendwo zwischen Suppe und Salat erwachte ich aus der tranceartigen Beschäftigung mit meinem Essen, als ein Freund von mir ziemlich boshaft von allen Seiten des Tisches attackiert wurde, nachdem er ein paar kritische Kommentare über die Rede von einem der führenden Organisatoren des Camps geäußert hat, welcher neben uns saß. Sie griffen jedoch nicht die Inhalte der Kritik meines Freundes an, sondern seine Persönlichkeit – beziehungsweise die angebliche Mangelhaftigkeit seiner Einstellung. Seine Kritik war nicht nur ungültig, sondern er hatte von Vornherein gar nicht das Recht überhaupt Kritik zu äußern. Wie könne er es wagen, ein angesehenes Mitglied des ZEGG zu kritisieren, nach allem, was dieser für die Welt getan habe, argumentierte Felix. Und wie könne mein junger Freund es auch nur nahelegen, dass er irgendetwas mitteilen kann, das für jemanden mit so vielen Jahren Erfahrung im entferntesten von Wert ist? Davon ausgehend gingen sie noch einen Schritt weiter und monierten über seine „Schatten“ und sein „Ego“. In einem Ton, den ich mir in einem Hippie-Camp nicht hätte vorstellen könne, beschuldigte Felix meinen Freund den besagten Organisator „auszusaugen“ und nannte ihn ein „Arschloch“. Mein Nervensystem war vollständig alarmiert und hochgefahren. Ich habe den Salat nie aufgegessen.

Zu diesem Zeitpunkt habe ich immer noch nicht voll begriffen, was hier vor sich geht. Aber es sollte klar sein, dass das typische Umgangsformen sind, die Kultmitglieder erwarten, wenn sie auf einer niedrigen Stufe in der sozialen Hierarchie stehen und die Anführer herausfordern. Und hier, an diesem Abendbrottisch, war der Senior ZEGG-Typ das Alphamännchen und muss vor jeglicher Kritik durch kollektive Einschüchterung abgeschirmt werden. Es war fast, als hätten die G&C-Leute, nachdem Felix den Angriff eröffnet hat, während des ganzen Vorfalls auf Autopilot geschaltet. Sie haben das vorher schon gemacht. Und sie waren gut darin.

Die Atmosphäre war spannungsgeladen und mein Freund tat mir leid, der so aussah, als wäre er von einem Auto überfahren worden. Es ist nachvollziehbar, dass er sich in einem kleinen Schockzustand befand, nachdem er so plötzlich von jeder Ecke des Tisches attackiert und degradiert wurde. Insbesondere wenn diejenigen Übung darin haben, Leute auseinanderzunehmen. Ich versuchte Felix in einen eher philosophischen Dialog zu verwickeln, um die Aufmerksamkeit von meinem Freund abzulenken. Es ist nicht überraschend, dass das nicht zu einem fruchtbaren intellektuellen Austausch führte, wie man hoffen könnte. Felix wies meine Argumentation zurück, da er sich, so behauptete er, auf einem höheren Level an kognitiver Komplexität befände, und ich nur verstehen könne, warum ich falsch liege, sobald ich sein Level ebenfalls erreicht habe. Felix beanspruchte für sich auf dem Level von „cross-paradigmatic“ zu sein (na klar, Junge)[v], und stand deshalb über jeglicher Kritik, die von uns restlichen kümmerlichen und unterentwickelten Wesen kommen könnte. Als weiterentwickelter Mensch liegt er automatisch richtig. Selbstverständlich hatte er allerdings die nötigen Werkzeuge, um uns in unserer Weiterentwicklung zu helfen, wenn wir ihm nur zuhören.

Trotz der Aussicht auf höhere Bewusstseinslevel hatte ich genug gehört und entschied mich zu gehen. Ich gebe zu, dass ich die Beherrschung verloren haben mag. Ich mag Felix gesagt haben, dass ich denke, dass er scheisse ist. Auch sagte ich ihm direkt, dass die Liebe über die er die ganze Zeit redete hohl ist und dass sie in seiner Gegenwart nirgends zu spüren ist, und dass seine Augen komplett tot aussehen.[vi] Sowas sagt man eigentlich niemandem. Aber ganz ehrlich – ich stehe immer noch zu diesen Worten.

Was auch immer sie bei G&C machen, es funktioniert nicht. Die meisten der Leute auf dem Sommercamp hatten diese leuchtende Hippie-Liebe, die aus ihren Augen strahlte und ihre Körpersprache strotzte vor Lebendigkeit und Energie. Es war ganz klar das es funktioniert, welche spirituelle und therapeutische Praktiken sie auch haben mögen. Und dann waren da die G&C-Leute: Lasche Körper, steinerne Gesichter, tote Augen, jederzeit bereit dich in Psycho-Jiu-Jitsu zu verwickeln, um ihre entwicklungsmäßige Überlegenheit zu behaupten.

Als ich den Tisch verließ und wegging, merkte ich nicht, dass Felix uns verfolgte. Kurz nachdem ich meinem Freund erzählte wie gruselig ich Felix finde, sah ich hinter mich und entdeckte ihn hinter uns herlaufend, nah genug um unserer Unterhaltung zu lauschen. Wenigstens wusste er nun, was ich über ihn dachte.

Dann ging ich auf mein Zimmer und googelte Go&Change:

„Esoterische Psycho-Sekte auf Fusion-Kinderspace?“

https://forum.kulturkosmos.de/viewtopic.php?t=29080

Razzia bei Gemeinschaft “Go&Change” in Lülsfeld

https://www.br.de/nachrichten/bayern/razzia-bei-gemeinschaft-goandchange-in-luelsfeld,SNyKr8s

Psychodruck und sexualisierte Gewalt in ehemaligem Kloster?

https://www.mainpost.de/regional/schweinfurt/psychodruck-und-sexualisierte-gewalt-in-ehemaligem-kloster-art-10449309

Hier ein paar Ausschnitte aus diesem Artikel (meine Hervorhebungen):

 

In den vergangenen Monaten wenden sich mehrere Frauen und Männer an die Redaktion: ehemalige Mitglieder von “Go&Change”. In der Gemeinschaft gebe es “Psychoterror” und “Gehirnwäsche“, berichten sie unabhängig voneinander. Sie erzählen von alles kontrollierenden Anführern und sexualisierter Gewalt als “Therapie”. Besuch von Angehörigen sei meist nicht gerne gesehen. Fast alle Aussteiger wollen anonym bleiben. Vor allem die Aussteigerinnen haben große Angst.

 

Sadomaso-Sex” sei ebenfalls Teil einer “Therapie” von K.K., der sich laut Aussteigern selbst als “Heiler” bezeichnet. Dabei soll die Persönlichkeit von ihren “Schatten” kuriert werden. Diese Art der “Behandlung” finde in einem “Sex-Raum” im oberen Stockwerk von “Maria Schnee” statt. Die Frauen erzählen, dass einige dabei Verletzungen erlitten hätten, eine Frau sogar sehr schwere körperliche Verwundungen. Auf die Anfrage der Redaktion, was es mit den beschriebenen Sex-Therapien auf sich habe, antwortet “Go&Change” nicht. Das sei „unsere Privatsache”, so Krolle. Dementiert wird der Vorwurf nicht.

 

Heute bedauert Ralf B. sein Vertrauen, das er “Go&Change” entgegengebracht hat. Erholt habe sich seine Frau dort nicht. Im Gegenteil. “Sie ist durch die Hölle gegangen”, sagt Ralf B.; er hat es mitverfolgt. Er traf seine Frau während ihres Aufenthalts regelmäßig. Bis heute habe sie die Erfahrungen innerhalb der Klostermauern nicht verarbeitet. Momentan befindet sich die 45-Jährige in therapeutischer Behandlung.

 

Ralf B. erzählt von Schlafentzug durch “Prozess-Nächte” mit Gruppensitzungen und von massiven verbalen Beleidigungen seiner Frau gegenüber. Sie habe ihrem Mann von einer Strichliste berichtet, in der vermeintliche Verfehlungen einer Person gezählt worden seien. Von ihrer Isolierung in einer speziellen Gruppe für “narzisstische Frauen” als Strafmaßnahme. Und von finanzieller Kontrolle der Mitglieder. Drogen sollen zudem im Spiel gewesen sein: LSD und Ecstasy. “Weil man durch sie mehr von sich preis gibt”, meint Ralf B. Die anderen Aussteigerinnen und Aussteiger bestätigen das. Ralf B. habe zudem bei einem Besuch beobachtet, dass Drogen bewusst eingesetzt und gezielt an Einzelne ausgegeben worden seien. Ralf B. beschreibt, dass seine Frau die Gruppensitzungen als Folter empfunden habe. “Danach ist man fertig”, sagt er. Manchmal habe die Runde die ganze Nacht gedauert. Ohne Schlaf hätten alle wieder an die Arbeit gemusst, in der sie fest eingeteilt seien: in Küche oder Garten, zum Spüldienst, zum Kochen, zum Putzen. Andere konnten ihr handwerkliches Geschick einbringen.

 

Laut Lohmayer würden in der Gemeinschaft methodische Instrumente aus dem Feld der Psychologie wie zum Beispiel “Integrale Strukturaufstellungen mit Tiefenanalyse” eingesetzt, die hier jedoch ohne anerkannte psychotherapeutische Qualifikation angewandt würden. Für ihn ist “Go&Change” eine “Psychogruppe mit hohem Konfliktpotential”. Er sagt: “Gruppendynamische Prozesse, Leitungs- und Machtstrukturen, Sozialkontrolle, totales Engagement, Trennung vom bisherigen sozialen Umfeld” seien immer wieder Thema in den Beratungsgesprächen, die er mit Aussteigern und Angehörigen geführt habe. “Man muss sich den gruppendynamischen Zusammenhang so vorstellen”, erläutert Lohmayer: “Je mehr ich von einer Person weiß gerade auch in sexueller und partnerschaftlicher Hinsicht, umso mehr Macht gewinne ich über sie, desto steuerbarer wird sie und desto verletzlicher wird sie letztendlich.“

 

Im März 2019 fällt ein Einjähriger in einen Löschteich in der Nähe des Klosters und stirbt später in einem Krankenhaus in München. Wie sich herausstellt, war das Kind zu Besuch bei “Go&Change” und wurde von Mitgliedern der Gemeinschaft beaufsichtigt. Wie die Staatsanwaltschaft Schweinfurt auf Nachfrage mitteilt, sei “gegen drei Personen wegen fahrlässiger Tötung ermittelt” worden. Inzwischen wurden gegen die Beschuldigten Geldstrafen von 120 Tagessätzen verhängt, “die Strafbefehle sind rechtskräftig”. Bereits vier Wochen zuvor war ein Säugling aus dem Umfeld von “Go&Change” bei einem Spaziergang gestorben. Hier lag laut Staatsanwaltschaft “eine natürliche Todesursache” vor, ein Verfahren wurde eingestellt.

  

Oh, und wenn das noch nicht alarmierend genug ist, hier ein paar Google Reviews (wieder mit meinen Hervorhebungen):

 

Achtung!!! Ich verstehe die Sehnsucht nach liebevoller Gemeinschaft, doch macht nicht den Fehler sich dieser Glaubensgemeinschaft anzuschließen. Bei Go & Change handelt es sich definitiv um eine Sektenartige Gruppierung. Hier wird systematisch der Kontakt zur Außenwelt gekappt. Man soll sich von Freunden/Familie die kritisch sind distanzieren, es gibt deutliche Hierarchien und angebliche Energiearbeit/Psychotherapie welche im Endeffekt Brainwashing ist. teilweise werden hier Familien aufgelöst, Kinder von ihren Eltern getrennt und was weiß ich noch alles, und das Alles geschieht nach dem Gusto der “Anführer” namens Felix und Kai welche sich selber jegliche Freiheit nehmen können während die “Bewohner” strengen Tages und Arbeitsrhytmen unterliegen. Ich habe leider einen Freund an diese “Gemeinschaft” verloren. Einige weitere Freunde haben zum Glück rechtzeitig den Absprung geschafft. Ich habe mittlerweile auch von einigen anderen Aussteigern Berichte gehört die eindeutig auf Sekte und Brainwashing hinweisen. Natürlich gibt es dort Praktiken die funktionieren und einem zunächst suggerieren das es richtig ist was dort vermittelt wird oder man über sich selbst lernt, auch ist mit sicherheit nicht alles schlecht was dort passiert. Auf Dauer soll und wird aber eine Abhängigkeit und ein Machtgefälle erzeugt welches in einer Art Ohnmacht endet. So richtig bewusst wird es vielen Aussteigern erst nachdem sie davon weg sind. Ich rate zu äußerster Vorsicht und wünsche allen Menschen hier das Beste.

—fex cnrd

 

Diese Gemeinschaft hat für mich etwas von einer Psychosekte.

Tut mir Leid das sagen zu müssen, aber ich mags auch nicht verschweigen.

Starke Manipulation durch sowas wie : “wir denken alle, dass du…” und “wir möchten dir spiegeln, dass…” dann wird diskutiert, “bis alle dieselbe Perspektive haben”, zur Not die ganze Nacht durch, aber “durch wenig Schlaf hat man auch weniger innere Widerstände”. Du wirst angehalten nicht alleine zu essen, darfst dich auch nicht im Speiseraum gesondert setzen, denn “wenn man sich absondert, wachsen die Schatten”. Idee ist, konstant mit anderen Menschen zu sein, weil ein Mensch nur in der Gemeinschaft fähig sei, seine Schattenseiten zu transformieren. Innere Hirarchie gemischt mit Polyamorie – ” ich mach dir sofort ein Kind, wenn du diese Themen transformiert hast.”

Uiuiuiuiui… passt gut auf euch auf : )

—silvia mittelstaedt

 

Bei Go&Change ist die innere Prozess- und Schattenarbeit Kern der Gemeinschaft. Es gibt eine offizielle 7 stufige Hierarchie in die alle Bewohner eingestuft werden, in der obersten Gruppe sind die Beiden Gründer Felix und Kai. Ein gängiges Mittel ist das “Spiegeln”, wobei dir dein Verhalten und Verhaltensmuster gespiegelt werden, jedoch wird ausschließlich von Ranghöheren an niedrigere Mitglieder gespiegelt, welche dessen Urteile scheinbar uneingeschränkt annehmen. Es gibt eine  Tagesstruktur mit Aktivitäten und Arbeiten zu denen alle Bewohner verpflichtet sind, außer die Ranghöheren Gruppen.

Ich erlebte einen Mann dem wegen zuspätkommen zu einer Aktivität mit einer Disziplinarmaßnahme (1Std. in einem Raum sitzen) gedroht wurde. Außerdem wurde ein Mensch dafür gelobt, dass er 54 Std. wach war, da dies als liebevoll der Gemeinschaft gegenüber gewertet wird. Seine Frau wurde kritisiert ihn nicht genug dafür Wertzuschätzen.

Auch einiges was ich gehört habe, z.B. die Trennung von Eltern und Kindern, stärken das Bild das hier Abhängigkeitsverhältnisse geschaffen werden und Menschen entmächtigt.

Allen Menschen die in der Gemeinschaft wohnen oder sich in Annäherung befinden wünsche ich hinterfragen zu können, ob dass was diese Gruppierung ihnen gibt es Wert es was sie ihnen nimmt, Ihre Selbstbestimmung und Selbstachtung.

Allen die sich dafür Interessieren rate ich zu Vorsicht und immer der eigenen Wahrnehmung am meisten zu trauen.

—Markus XX

 

Ich halte diesen Ort für sehr destruktiv. Ausgeprägte Hierarchien, große Egos, Untergrabung von Selbstbestimmtheit und Individualität, Abwertung von Gefühlen und der Stimme des Herzens, psychologische Manipulation und das alles unter dem Deckmantel der “Liebe”.

—Sarah D

 

Dieser Ort hat meine Grenzen überschritten.

—Noar Blume

 

Ach du heilige Scheiße!

Das sind ziemlich schlechte Rezensionen. Und ich meine, sie kriegen jetzt nicht einen Stern, weil sie mittelmäßiges Essen servieren und die Workshops langweilig waren. Diese Anschuldigungen sind verdammt schwerwiegend. Go&Change ist ein Ort, an dem Menschen verletzt werden.

Und als wäre das nicht genug, erwähnt der Artikel aus der Main-Post auch noch zwei tote Kinder. Zwei. Tote. Kinder.

Ich bin mit Leuten in Kontakt gekommen, die G&C sehr nahe standen und das bestätigten. Es ist in der Tat passiert und G&C hat es niemals verleugnet, dass zwei Kinder bei zwei verschiedenen Vorfällen ums Leben gekommen sind. Natürlich Unfälle.

Klar, es kann mal etwas gewaltig schief gehen. Aber zweimal? Innerhalb desselben Jahres? In einem Land mit einer der niedrigsten Kindersterblichkeit auf der Welt? Hmm. Ich verdächtige sie jetzt nicht, dass sie diese Kinder töten wollten. Allerdings scheint mir G&C kein sicherer Ort für Kinder zu sein. Der Grund dafür könnte darin liegen, dass die Erwachsenen viel zu sehr mit krankem Sektenkram beschäftigt sind, anstatt sich um die Kinder zu kümmern.

Diese ganze Geschichte war plötzlich nicht mehr nur unheimlich, sondern geradezu furchteinflößend.

Was tun?

Hier bin ich nun, ich kleiner Mann, drauf und dran eine Podiumsdiskussion mit einem Anführer einer Psychosekte zu haben, ausgerüstet mit genügend dunklen Jedi-Psycho-Tricks, um eine Gemeinschaft von 40 Menschen zu kontrollieren. Und ich habe es gerade hinbekommen, ihn so richtig zu verärgern. Und ihn super gruselig zu nennen, als er gerade zuhörte.

Für mich war jegliche Möglichkeit an dieser Veranstaltung teilzunehmen gestorben. Ich wäre am liebsten auf der Stelle verschwunden, aber das konnte ich auch nicht machen. Jedenfalls nicht ohne zu erklären warum. Ich musste eine öffentliche Stellungnahme verfassen und so die Menschen warnen. Aber bevor ich das machte, dachte ich naiverweise, ich könnte G&C irgendwie aus dem ZEGG kriegen, indem ich die Organisatoren des Sommercamps damit konfrontiere, was ich über G&C herausgefunden habe und ihnen ein Ultimatum stelle: Entweder stoppen sie die Kooperation mit G&C und bitten sie höflich zu gehen oder ich schreibe eine öffentliche Stellungnahme und veröffentliche einen Artikel, in dem ich die Leute warne, dass das ZEGG mit einer gefährlichen Sekte kooperiert.

Im Anschluss an den Vorfall beim Abendessen redete ich mit vielen Bewohner:innen des ZEGG über diese Dinge. Ich fand heraus, dass die meisten G&C gegenüber sehr kritisch eingestellt waren und und nur eine kleine Gruppe G&C befürworteten. Unglücklicherweise bestand diese kleine Minderheit aus vielen der angesehensten Mitglieder des Ökodorfs. Leute mit viel Einfluss und mit viel Hingabe für das ganze Projekt. Von den Organisatoren waren bis auf wenige Ausnahmen alle eng mit G&C verbunden. Später ist mir klargeworden, dass das ganze Sommercamp eine große Werbeaktion für G&C war. Die Organisatoren hatten die Mitglieder des ZEGG nicht um Erlaubnis dafür gefragt, weil sie wussten, dass G&C innerhalb der Gemeinschaft eher unbeliebt ist. Und tatsächlich: dass Felix Krolle sich beteiligen würde, wurde erst einige Tage vor Beginn des Sommercamps bekanntgegeben.

Wenige Leute wussten also, dass das Sommercamp im Prinzip eine G&C-Veranstaltung ist. Allmählich und in kleinen Schritten wurde immer klarer, was hier vor sich ging. Mehr und mehr G&C Inhalte wurden hier und da eingeschleust und mit jedem Tag wurden die Loblieder auf G&C und Felix Krolle lauter und deutlicher. Eine Frau schoss etwas über das Ziel hinaus, indem sie G&C in den Himmel lobte und anfing etwas zuviel darüber zu verraten, wie sehr sie es liebt ihr ganzes Geld und alle Entscheidungsgewalt G&C zu geben (du kannst diesen Talk hier nachsehen: https://sommercamp.zegg.de/de/live.html#day-6). Die Podiumsdiskussion mit Felix Krolle sollte dann natürlich so etwas wie den Höhepunkt der ganzen Show darstellen. Ich schätze meine Rolle bestand hauptsächlich darin, ihm durch meine Anwesenheit mehr Legitimität zu verleihen und hoffentlich ganz begeistert über G&C zu sein, weil sie es hinbekommen haben, mich von ihrem fantastischen, tollen Projekt zu überzeugen.

Bevor ich mein Statement veröffentlichte, traf ich zwei der führenden ZEGG Organisatoren. Im ersten Treffen spürte ich einen kleinen Hoffnungsschimmer. Es war, als konnte ich den Zweifel in ihren Augen aufflackern sehen, als ich von meinen Erkenntnissen erzählte und sie davor warnte, in was sie drauf und dran waren sich zu verstricken. Sie willigten ein, darüber nachzudenken und wollten mich tags darauf treffen. Aber die Offenheit, die ich im ersten Treffen wahrgenommen habe, war vollständig verschwunden am nächsten Tag. Ganz unspektakulär wurden wir uns schnell darüber klar, dass wir voneinander weit entfernt waren und es keine Optionen geben würde, der beide Seiten zustimmen könnten. Also wurde ich aus dem Programm genommen und ich veröffentlichte mein Statement am nächsten Morgen.[vii]

Aus Berücksichtigung aller anderen ZEGG-Bewohner:innen gab ich der Gemeinschaft zwei Monate Zeit, um sich offiziell von G&C zu distanzieren, bevor ich einen Artikel über meine Erfahrungen schreiben würde. Nun sind zwei Monate vergangen und obwohl sie jüngst zugestimmt haben, auf dem nächsten Sommercamp nicht mehr mit G&C kooperieren zu wollen, gab es keine öffentliche Bekanntmachung bezüglich G&C. Das ZEGG ist immer noch ein offizieller Partner von G&C, wie man es der Webseite entnehmen kann: https://goandchange.de/kooperation/

Eine Freundin erzählte mir, dass sie Felix Krolle vor ein paar Wochen im ZEGG getroffen hat. Daher muss ich daraus schlussfolgern, dass das ZEGG weiterhin von G&C unterlaufen wird und daher kein vollständig sicherer Ort für Besucher:innen ist. Also wie versprochen nun der Artikel über diese ganze Sauerei. Ich hatte wirklich gehofft, dass es anders kommen würde, doch leider ist nun hier dieser Artikel.

Was mich am meisten ärgert an dem Ganzen sind nicht so sehr die unangenehmen Begegnungen im Sommercamp. Es ist eher die Unaufrichtigkeit, mit der ich ein Problem habe. Zunächst einmal bin ich nie über die Beteiligung von G&C informiert worden, geschweige denn über die kontroversen Hintergründe von G&C oder dass das Sommercamp dafür da war, diese Organisation zu promoten. Noch schlimmer allerdings ist, dass der Vortrag, den ich halten sollte Teil des großen Plans war, für G&C zu werben und sie zu rechtfertigen; ein Vortrag über verschiedene Entwicklungsstufen kognitiver Komplexität, was genau das ist, was G&C pervertiert und missbraucht, um soziale Hierarchien in ihrer Gemeinschaft zu legitimieren – ohne dass ich irgendetwas davon wusste. Glücklicherweise hatte ich ein Bauchgefühl, dass an dieser Stelle über das „Model of Hierarchical Complexity (MHC)“ zu reden eine schlechte Idee wäre. Stattdessen redete ich über die Vision einer „Listening Society“. Ich wurde eh nicht bezahlt und ich bin mir ziemlich sicher, dass die Leute mehr Spaß an diesem Thema hatten. Der Vortrag lief übrigens gut und ich habe alle Bücher verkauft, die ich mit hatte. Yay.

Abgesehen von Felix, zweier Organisatoren und meiner Wenigkeit, war eine fünfte Person in der Podiumsdiskussion vorgesehen, ein integraler Typ namens Rolf Lütterbeck. Da ich nicht wusste, wer er war und da ich naiv annahm, dass er genauso unwissend war, wie ich gewesen bin, sendete ich ihm eine Email, in der ich ihn warnte, mit wem er es auf der Podiumsdiskussion zu tun hatte. Das wäre die einzig angemessene Reaktion dachte ich: ihm eine Chance zu geben, seine Haltung noch einmal zu verändern, bevor ich meine Stellungnahme veröffentliche. Wieder einmal habe ich meine verdammten Hausaufgaben, Leute vorher zu recherchieren, nicht gemacht. Kurz danach erzählte mir jemand, dass er Felix’ alter Mentor ist und nun ein großer Unterstützer von G&C.

Die sogenannte Podiumsdiskussion war also nichts anderes als Felix Krolles Fanclub. Und ich mittendrin. Wäre nett gewesen, das vorher zu wissen.

Aus dem ZEGG rausgeworfen

So, und bevor ich es vergesse. Ich habe immer noch nicht erzählt, was denn nun eine dieser irrsinnigsten Erfahrungen meines Lebens war, die ich eingangs erwähnte. Wie ich das ZEGG nun verließ, lief nicht völlig friedlich ab. Tatsächlich wurden ich und meine Verlobte rausgeworfen und es wurde fast körperlich.

Die Organisatoren, mit denen ich die oben erwähnten Treffen hatte, baten mich am nächsten Tag abzureisen. Ich sagte zu. Aber als ich am folgenden Tag aufwachte, hatte ich Kopfschmerzen, also änderte ich meine Pläne und verschob unsere Abreise auf den nächsten Morgen. Ich habe ihre Bitte nicht als Ultimatum verstanden und da ich mich insgesamt doch recht willkommen im ZEGG fühlte, nicht zuletzt durch viele Leute, die mich fragten, ob ich nicht länger bleiben könne, dachte ich nicht lange darüber nach. Hinzu kommt, dass ich mich an diesem Tag sowieso nicht danach fühlte, als könnte ich an irgendwelchen Veranstaltungen teilnehmen. Ich wollte nur in meinem Raum und in dem ansässigen Café bzw. Kneipe chillen.

Obwohl ich mich eigentlich entspannen wollte, verbrachte ich dann doch einen Großteil des Tages damit, mit Menschen zu reden. Viele der ZEGG-Leute waren erschüttert darüber, dass das Sommercamp so ausgenutzt wird und waren froh, dass ich klar gegen G&C Stellung bezog. Viele wussten gar nicht, was los war und waren begierig darauf zu erfahren, was ich rausgefunden hatte. Ich sah es als meine Pflicht, die Menschen zu informieren, kann aber verstehen, dass man das auch als provokativ interpretieren kann. Andererseits: wie könnte ich diese Informationen vorenthalten, wenn ich sie selbst so wichtig fand? Ich habe nicht aktiv Leute aufgesucht, sie kamen zu mir.

Bevor wir ins Bett gingen, wollten meine Verlobte und ich noch ein Feierabend-Bier trinken in der Kneipe. Auf dem Weg dahin wurden wir wieder unterwegs aufgehalten von Leuten, die mit uns reden wollten und gut fanden, was wir getan hatten. Wir unterhielten uns für eine Weile und gerade als wir uns verabschieden wollten, stürmten zwei der Organisatoren auf uns zu. Es wurde sehr schnell ungemütlich und wir wurden sehr bestimmt dazu aufgefordert, das Ökodorf umgehend zu verlassen. Erst weigerte ich mich, aber nach einem extrem aggressiven verbalen Wortgefecht entschied ich mich dazu, dass es das nicht wert war. Lieber eine stundenlange Zugreise mit Kopfschmerzen, als noch länger in diesem Irrenhaus.

Der Blick der einen Frau war mörderisch, als wären ihre Augen komplett schwarz geworden. Ich habe noch nie vorher was Vergleichbares erlebt. Sie schrie eine der anderen Frauen an, mit der wir uns eben unterhalten hatten, dass sie hier nicht mit ihren „Hundeaugen“ dastehen solle, was auch immer sie damit meinte und sagte ihr, dass sie sich aus dieser ganzen Sache raushalten solle, da sie noch nicht einmal ein richtiges Mitglied im ZEGG sei. Als wir uns dazu entschieden, zu gehen und nun unsere Taschen zu packen, stellte sie sich vor mich und blockierte den Weg und schrie uns an, dass wir ihr die Schlüssel geben sollten und dass sie das Zeug rausholen würde. Als wir uns weigerten und ihr sagten, dass wir nicht wollen, dass sie durch unsere privaten Sachen wühlt, einschließlich so sensibler Dinge wie Computer und Notebooks, wollte sie mich verdammt noch mal packen und mich dazu zwingen.

Die Irrsinnigkeit dieser Situation bestand nicht so sehr in diesem Streit an sich, sondern in der Art und Weise, wie diese ältere Frau, erzürnt durch ihren Hass, als wäre sie von einem üblen Dämon besessen, dazu bereit war, einen jüngeren, stärkeren Mann in einen Faustkampf zu verwickeln. Es mag vielleicht relativ trivial klingen, wenn ich darüber schreibe. Aber es war dieser rapide Wandel vom Gesicht einer lieben Hippie-Frau, dass sich in eines deformierte, dass aus purem Zorn und Hass zu bestehen schien, mit einem Blick, der töten könnte, der diese Erfahrung so derart wahnwitzig werden ließ. Wie in einem dieser Filme, in denen sich die netten, lächelnden Hippies plötzlich in hirngewaschene Mördermaschinen verwandeln, wenn die Außenstehenden schließlich herausfinden, was wirklich vor sich geht.

Erst als ich dann richtig laut geworden bin, das einzige Mal, und sie fragte, ob sie jetzt gewalttätig werden will, ließ sie los und wich endlich zurück. Wir gingen zurück in unser Zimmer, aber diese Frau folgte uns und versuchte körperlich möglichst nah bei meiner Verlobten zu bleiben. Nur dank der zwei Frauen, mit denen wir uns eben unterhalten hatten, die sie beim Arm nahmen und sie vor der verrückten Frau abschirmten, konnte sie überhaupt in unser Zimmer rein. Wiederholt baten wir die Frau zu gehen, und versicherten ihr dabei, dass wir jetzt nach Hause gehen würden, aber sie weigerte sich und wollte sogar mit ins Zimmer hinein kommen, während sie fauchte, dass sie nicht „wie ein Hund“ draußen warten würde. Ich weiß auch nicht, was sie an dem Tag mit Hunden hatte.

Die beiden anderen halfen uns drinnen, ohne dass die Verrückte reinkam. Nachdem wir uns wenige Minuten von diesem Vorfall erholten, packten wir unsere Sachen und verließen das Dorf. Wie angekündigt, wartete die Frau nicht draußen.

Vergewaltigungen und tote Kinder

Nach dem Sommercamp kontaktieren mich verschiedene Menschen, die meine Stellungnahme gelesen hatten oder anderweitig gehört hatten, was passiert war. In den folgenden Wochen verbrachte ich viel Zeit damit, mir ihre Aussagen dazu anzuhören, welche alles in allem meinen Eindruck bestätigten, dass G&C ein sehr gefährlicher Kult ist.

Von den vielen Leuten, mit denen ich gesprochen hatte, haben besonders zwei einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Die erste ist eine Therapeutin, die aktuell einige G&C-Opfer behandelt. Leider kann sie mit den Aussagen ihrer Patient:innen nicht an die Öffentlichkeit gehen, da sie sonst  das Patientengeheimnis verletzen würde. Was mir jedenfalls erzählt wurde, stimmt mit dem Bild von Gehirnwäsche, sexuellem Missbrauch und Gewalt überein, dass ich an anderen Stellen gehört oder gelesen hatte. Die zweite Person ist Sebastian Stark, der ebenfalls im Main-Post-Artikel erwähnt worden ist.

Sebastian Stark ist seit Jahren in der sogenannten “Integralen Bewegung” aktiv, eine Szene, zu der sich auch “Go&Change” rechnet. Er kennt auch K.K. und Krolle schon lange, sei mehrfach in Lülsfeld gewesen. Er bestätigt im Gespräch mit der Redaktion die Schilderungen der Aussteiger:Sex als „Behandlung”, Drogenmissbrauch und eine psychische und finanzielle Abhängigkeit der Gemeinschaftsmitglieder. Er spricht von einer “permanenten totalitären psychotherapieartigen Arbeit” im Kloster. Starks Einschätzung: „Da werden Menschen kaputtgemacht, gleichgeschaltet und traumatisiert.“

Vor zehn Jahren initiierte Sebastian Stark ein Netzwerk aus jungen integralen Menschen, dass IMOVE heißt. Hier lernte er Felix kennen. Anfangs, so erzählte er mir, war Felix einfach nur ein nerdiger Junge, der Freunde suchte. Jahrelang waren die beiden enge Freunde, die zusammen diese transformative Bewegung innerhalb der integralen Szene in Deutschland aufbauten. Das änderte sich allerdings, als Felix einen Typen namens Kai Krischik kennenlernte, was dazu führte, dass sie sich zusammen von der Bewegung abspalteten und Go&Change starteten. Nun begannen Felix und Kai all die Dinge, gegen die sich Sebastian entschieden aussprach, wie der Gebrauch von psychedelischen Substanzen, Gruppensex und Schattenarbeit ohne Einverständnis. Nach und nach entwickelte sich das ganze immer mehr in Richtung einer Sekte, mit typischen Elementen wie einer festen sozialen Hierarchie, einem Guru mit Sonderstatus (diesen Job bekam Kai) und verschiedenen Methoden zur psychischen Manipulation.

Die Story, die Sebastian mir über Kai erzählte, die er wiederum von anderen G&C-Mitgliedern gehört hat, klingt beinahe erfunden. Ich gehe an dieser Stelle nicht zu sehr ins Detail, aber kurz gefasst ist Kai in einem Kinderheim aufgewachsen. Als er später bei der Bundeswehr war, wurde ihm irgendetwas injiziert, das allerdings dazu führte, dass er fünf Jahre lang bettlägerig geworden ist. In dieser Zeit hat er stark zugenommen und studierte alle möglichen Arten von Manipulationstechniken, wie man Körpersprache liest, Neurolinguistisches Programmieren, Pick-Up-Artistry und Schamanismus. Letztlich kultivierte er also eine Guru-Persönlichkeit und startete dann G&C gemeinsam mit Felix. Ich weiß nicht, wie es dir geht, aber für mich klingt das nach einem perfekten Comic-Bösewicht. Oh, und scheinbar mag er es sehr, riesige Dildos in menschliche Aushöhlungen zu rammen. Er behauptet eine Art Heiler sein, wenn man den blumigen Geschichten Glauben schenken mag. Offenbar heilt er Menschen mit diesen Dildos. Einer Frau wurden ernsthafte Verletzungen an ihren Genitalien zugefügt. Go&Change dementiert diese Geschichte nicht, sondern stellt dazu lediglich fest, dass das eine Privatangelegenheit sei.

Mir wurde auch erzählt, dass sie viel Wert darauf legen, die Paare voneinander zu trennen, wenn sie bei G&C ankommen. Zu Beginn werden neue Frauen mit Liebe geradezu bombardiert und man lässt sie glauben, dass sie einen ganz besonderen „Prinzessinnen“-Status haben, weil sie ja soviel positive Anerkennung bekommen, insbesondere vom höchststehenden Männchen in der Gruppe, dem Guru. Ein paar Wochen, nachdem sie angekommen sind, wird ihnen üblicherweise erzählt, dass sie noch schlimme Probleme mit eigenen Schatten hätten und daher psychosexuelle Heilung von, du ahnst es bereits, Kai dem Guru brauchen. Standard für Sekten. Originell an G&C jedoch ist, dass der Mann dazu gedrängt wird, Sex mit anderen Männern in der Gemeinschaft zu haben. Die Intention dahinter ist natürlich die Beziehung des Paares zu schwächen, sodass es leichter wird, beide zu kontrollieren. Denn sehr wenige heterosexuelle Beziehungen profitieren davon, wenn die Frau, welche denkt, dass sie die neue Prinzessin ist, vom Guru gefickt wird, während der Mann von einem Haufen anderer Männer in den Arsch gefickt wird, egal ob er drauf steht oder nicht.

Alles typisch Sexkult. Sie haben alle möglichen Erklärungen dafür, warum das nötig ist: Schattenarbeit, das Transzendieren des Egos, die heteronormative Konditionierung zu durchbrechen usw. Aber das Ende vom Lied ist immer, dass der Guru deine Frau fickt. Und bei G&C wirst du als Mann ebenfalls so richtig durchgenommen – wörtlich und im übertragenen Sinne.

Neben Sex benutzt G&C noch andere Methoden wie Schlafentzug und Drogen, um die Mitglieder zu manipulieren und zu kontrollieren. Menschen vom Schlaf abzuhalten, ihnen verschiedene Substanzen wie LSD oder MDMA aufzudrängen, um dann Sex auf eine Art und Weise mit ihnen zu haben, dem sie anderweitig niemals zustimmen würden. All das öffnet Tore für Manipulation auf einem ganz anderen Level – du kannst hier deine Psyche zerstören lassen, wenn du das wünschst. Ich meine, alles was ich gehört habe, was sie bei G&C tun, klingt wie kranker CIA-Scheiß.

Wenn Sex auf Drogen dein Ding ist, werde ich das nicht verurteilen, aber wenn du einen Ort suchst, an dem du dich spirituell entwickeln kannst und du wirst stattdessen durch die Gruppe dazu gedrängt Psychedelika zu nehmen und der Guru und jeder andere fickt dich, während du wild am trippen bist, dann ist es schwer hier von Konsens zu sprechen. Und Sex ohne Konsens, nun ja, das heißt auf gut deutsch Vergewaltigung.

Das Schlimmste war allerdings, als wir anfingen über die Kinder zu sprechen. Ich fragte, ob es richtig sei, dass zwei Kinder gestorben sind. Sebastian bestätigte das. Dann sprachen wir über die Kinder, die dort lebten. Er sagte, es wären etwa zehn gewesen, als er das letzte Mal da war. Er fügte hinzu, dass die Kinder dort von den Erwachsenen getrennt werden, etwas, dass ich auch schon von anderen gehört hatte, und dass sie in einem separaten Zimmer leben und es ihnen nicht erlaubt war, frei herumzustromern und sich unter die Erwachsenen zu mischen. Der Grund dafür war, dass man die Kinder „egolos“ aufwachsen lassen wolle und verhindern wolle, dass die Egos der Kinder die Eltern manipulieren oder irgendsoein wahnsinniger Quark. In Wirklicht geht es darum, dass man viel leichter zu kontrollieren ist, wenn die emotionale Bindung zu den Kindern möglichst geschwächt ist.

Und als wäre die Trennung der Kinder von den Eltern nicht schlimm genug – die Geschichte eines der Paare, die ihr Kind verloren haben ist absolut geisteskrank. Um zu verhindern, dass die Eltern einen Moment der Klarheit bei der Beerdigung haben und womöglich realisieren, wo sie hier gerade reingeraten sind, wurden sie dazu genötigt, LSD zu nehmen und an einer Sexorgie teilzunehmen, während sie gleichzeitig auf Schlafentzug waren – und dass in der Nacht vor der Beerdigung ihres eigenen Kindes. Das ist echt kranker Scheiß.[viii]

So zerbricht man Menschen.

Das ZEGG muss gegen Sekten geimpft werden

Also folgendes muss passieren: Entweder endet alle Kooperation zwischen dem ZEGG und G&C und allen Mitgliedern von G&C wird der Zutritt zum ZEGG untersagt, oder das ZEGG wird zu einer Hochburg von G&C.

Auch wenn es aktuell nur eine kleine Minderheit im ZEGG ist, die bei G&C sind, besteht diese Minderheit doch aus angesehenen Mitgliedern der Gemeinschaft, die alle eifrig dabei sind G&C zu promoten. Das wird es der Mehrheit der anderen Mitglieder im ZEGG schwer machen, ihnen langfristig etwas entgegenzusetzen. Wie es bei Sekten so oft der Fall ist, glauben sie ja, die ultimative Wahrheit gefunden zu haben und dass sie die Welt retten werden. Daher werden ihnen ein paar gefallene Späne egal sein. Zusätzlich haben sie dieses selbstgerechte Wir-gegen-Die-Ding am laufen. Wenn du ihnen Widerstand leistest, bestätigt das ihre Auserwähltheit und sie kämpfen für die gerechte Sache. Sie werden high vom Streit. Normale Menschen werden von solchem Unsinn müde. Am Ende werden mehr und mehr Leute vom permanenten Konflikt ermüden und aus dem ZEGG ausziehen und so das Feld G&C überlassen.

Wenn daher G&C erlaubt wird, weiter ihren Aktivitäten nachzugehen, zu intrigieren, zu planen und zu manipulieren bei jeder sich bietenden Möglichkeit, werden sie sich letztlich durchsetzen. Also allen Sektierern da draußen: Glückwunsch, der Sieg ist nah.

Das Ding ist, Leute wie die essen glückliche Hippies zum Frühstück. Sie benutzen ihre Werte der Offenheit und des Vertrauens gegen sie: „bitte vertrau mir“, „es ist für dein eigenes Wohl“, „warum hörst du mir nicht zu“, „sei nicht so herablassend“, „sei offen für neue Ideen“ und so weiter. Dadurch, dass sie immer lieb, herzlich und offen für neue Dinge sein wollen, haben Hippies wenige Verteidigungsmöglichkeiten gegen fähige Manipulateure. Wenn ein Team dreckig und brutal spielt, während das andere darauf besteht, immer nett zu spielen, oder das Spiel überhaupt gar nicht spielen will, dann stehen die Chancen überproportional gut für das Erstere. Letztere werden nicht mal mitkriegen, was sie geschlagen hat.

Da sie aus der integralen Szene kommen, weiß G&C wie sie mit diesen Leuten umgehen müssen. Zunächst einmal tendieren Integralos dazu, alles übermäßig zu intellektualisieren, sodass selbst die einfachsten Wahrheiten in einem Lärm aus toll klingenden Wörtern versinken. Ich habe außerdem wahrgenommen, dass immer etwas von „Des Kaisers neue Kleider“ in den Reaktionen von intelligenten Menschen auf G&C mitschwingt: keiner will derjenige sein, der nicht weit genug entwickelt ist, zu wenig erleuchtet und schlicht zu dumm, um die höhere Gesinnung dieser prächtig entwickelten G&C-Leute zu begreifen. Am wichtigsten jedoch ist, dass integrale Tugenden wie Multiperspektivität, sowohl-als-auch-Interpretationen und das Vermeiden postmodernen Justice-Warrior-Gehabes, das irgendwas als böse verleumdet, sehr einfach dazu benutzt werden können, um die Integralos zu neutralisieren und zu entwaffnen.

Und da ich gerade von multiperspektivischen Integralos spreche, ich habe auch mit einem sympathischen Typen namens Alexander Capistran geredet, der früher an einigen Veranstaltungen von G&C teilgenommen hat, aber letztlich zu dem Schluss kam, dass das Ganze eher pathologisch war. Du kannst seinen Bericht hier lesen:

https://alexandercapistran.wordpress.com/2020/07/08/go-change-ein-auf-und-abgesang/

Da er ein guter Integralist ist, startet er seinen Essay über G&C mit allen guten Eigenschaften, die ihm einfallen. Es sollte klar sein, dass alle Kulte und Sekten auch Dinge von Wert bieten; Dinge, die positive Emotionen entfachen und die Menschen dazu bringen, wieder zu kommen. Herrgott, selbst die Nazis hatten viele Sachen, um positive Gefühle hervorzurufen und aufregende Erfahrungen zu ermöglichen. Aber ernsthaft, wenn die negativen Seiten so schwerwiegend sind wie bei G&C oder den Nazis, um bei der Analogie zu bleiben, erscheint es etwas deplatziert zu sagen, dass wir die positiven Sachen nicht vergessen sollten. Das ist, als wäre ich auf einer Party, in der jede:r vergewaltigt wird, und man trotzdem betont, wie gut das Essen war und dass der DJ ein paar geile Tracks aufgelegt hat. Oder zu betonen, dass Hitler uns immerhin die Autobahn gegeben hat, wenn  man gerade über den Holocaust redet.

Da ich also kein guter Integralist bin und mir Multiperspektivität in Bezug auf G&C egal ist, habe ich mich dazu entschieden, all den Spaß zu übergehen, der Alexander anfangs dazu bewogen hat, bei G&C-Veranstaltungen mitzumachen und präsentiere nun stattdessen ein paar Ausschnitte aus dem Text, die ihn dazu gebracht haben, G&C hinter sich zu lassen:

 

Kritikunfähigkeit. Entweder die Person wird vor der ganzen Gruppe gechallengt und eingeschüchtert oder (wie in meinem Fall zwei Mal vorgekommen), die Person wird in ein Hinterzimmer bestellt, wo die Leitung des Klosters denjenigen zur Rede stellt und Ultimaten setzt: Entweder du vertraust und hörst auf zu kritisieren, oder du musst binnen X Stunden gehen.

 

Manipulation der Pressefreiheit und Öffentlichkeit:Verfolgt man interne Gesprächsdynamiken oder jetzt Korrespondenzen mit der Öffentlichkeit bei Go&Change, drängt sich der Eindruck auf, nur die Person soll sprechen, die am höchsten entwickelt ist. Wer aus einer (vermeintlich) niederen Perspektive argumentiert, sollte schweigen.

 

Gaslighting: Imbalance von Projektionen und Introjektionen. Dieses Phänomen, wenn Projektionen anderer zur eigenen Wirklichkeit werden, nennt sich „Gaslighting“. Das ist meines Erachtens ein Grundwirkungsprinzip der Manipulation bei Go&Change.

 

Unterminierung der menschlichen Freiheit. Die bei Go&Change oft kolportierte Grundbotschaft: „Geh in deine Kraft, geh in deine Selbstverantwortung“ ist großartig. Was aber zuhauf passiert, ist, dass die Leitung über die unhinterfragte Deutungshoheit verfügt und vor allem, was das Hauptproblem ist, oft handlungsleitend wirkt: Mach doch mal dies und jenes, du solltest das und das machen, um dich zu entwickeln. Das Perfide ist: oft sind dies sogar gute Beobachtungen und Tips, nur subvertierten sie das, wofür sie eigentlich stehen sollten: Selbstverantwortung und freier Wille im Geiste der Liebe. Was würde Kai jetzt wohl machen oder sagen? Was wäre, wenn er jetzt zur Tür hineinkommen würde? Das habe ich sehr oft gehört und es lag wie ein wabernder Schatten über der Gesamtatmosphäre. Das merkt man auch noch an der Reaktion einiger Ehemaliger, „Verstoßener“: Die Loyalität erhält sich auch nach für die Betroffenen teilweise entwürdigenden Vorgängen und Zerwürfnissen. Die ehemalige Abhängigkeit von der Gruppe bzw. der Fremdführung durch eine Autorität ist immer noch wirksam, nur stumm. Stockholm-Syndrom im subtilen Bereich.

 

Unangreifbarkeit durch Ungreifbarkeit: Zuletzt möchte ich noch subtile Faktoren benennen, die schwer greifbar sind, aber eine große Relevanz haben. Hier geht es um atmosphärische Gewalt und Härte. Viele Prozesse wurden mit Aggression geführt, die als entschiedenes Grenzen-Aufzeigen und nüchternes Spiegeln legitimiert wurde. Das ist keine Apologie von Pseudo-Freundlichkeit oder „professioneller Distanz“, sondern einfach die Beobachtung, dass Härte und Aggression, Wut, einen integralen Teil der Wucht der psychologischen Arbeit des Projekts bilden.

 

Der Versuch, die Schatten auf diesen Ebenen zu integrieren, resultierte meiner Beobachtung nach eher in einer manipulativen Aktivierung dieser Ebenen, mit dem Effekt, die Leute kleinzuhalten und einen unendlichen Entwicklungsdrang anzutreiben.

 

Im Großen und Ganzen aber strahlen die Menschen nicht, sondern wirken abgespannt, flatterhaft und servil.

 

Alexander beendet seinen Essay mit dem Schluss, dass es besser für G&C wäre, wenn es sich auflöst, zumindest in seiner gegenwärtigen Form. Ich kann nicht sagen, dass ich da nicht zustimme.

 

 So wie ich es sehe, fungieren die sogenannten Wir-Räume, die G&C zu verschiedenen Gelegenheiten beim Sommercamp anleitete, als eine Art trojanisches Pferd. Zu Beginn wird der Zweck dieser Wir-Räume nicht darin bestehen, alle zu manipulieren und Gaslighting zu betreiben, sondern eher darin, den Gebrauch von Wir-Räumen als Methode und die Anleitung durch G&C zu normalisieren. Erst allmählich, wenn die Leute Vertrauen in die Methoden und die Menschen entwickeln, die sie durchführen, werden die Wir-Räume mehr und mehr zur sektentypischen Einschüchterung und zum Gaslighting benutzt werden. Und je mehr intime Details Menschen in diesen Räumen geteilt haben, umso mehr Material werden die Anleiter haben, dass sie gegen die Teilnehmenden verwenden können. Und ab dann wird es haarig.

Gerade Menschen an Orten wie dem ZEGG müssen viel mehr über Kulte und Sekten, über Gaslighting und andere Manipulationstechniken lernen. Bewusste Gemeinschaften, oder wie man das auch nennen mag, Gemeinschaften, an denen Menschen nach höherer spiritueller Entwicklung und mehr Zusammenhalt streben, als die Mainstream-Gesellschaft bieten kann, sind besonders anfällig gegenüber spiritueller Infiltration, limbischem Hacking und unbewusster Manipulation, alles um das gemütliche Gaslighting-Feuer zusammengekuschelt.

Spirituelle Menschen müssen gegen solche Dinge geimpft werden. Und solange sie diese Spritze ablehnen, werden solche Geschichten immer und immer wieder passieren.

Ich denke nicht, dass es eine gute Idee wäre, nach Bad Belzig in nächster Zeit zurückzukehren. Und ganz ehrlich habe ich die Nase voll von diesem Ort. Aber wenn jemand dort hingehen würde und ein zwei Workshops über diese Themen anbieten würde, wäre das glaube ich echt hilfreich für viele Menschen dort.

Aber bis dahin lautet mein Rat, so weit wie möglich von diesem Ort entfernt zu bleiben.

 

 

[i] Hallo Felix, ich weiß, dass du das liest 🙂

[ii] Eine angemessene praktische Applikation von Entwicklungspsychologie für Erwachsene muss natürliche Hierarchien stark machen – und keine neue, willkürliche Dominanzhierarchie in das soziale Gefüge einflechten. Das ist Basiswissen.

[iii] Nachdem ich einigen G&C-geführten Wir-Räumen beigewohnt habe, rief ich meinen lieben Freund und Kollegen Daniel Görtz an, der einen Doktor in Soziologie  und ein ausgeprägtes Interesse an Sekten hat. Ich erzählte ihm von meinen Bedenken und fing an, von den sogenannten „Wir-Räumen“ zu erzählen, aber bevor ich nur die Chance hatte, von meinen Erfahrungen zu berichten, unterbrach er mich und stellte Mutmaßungen an, wie das ganze funktioniert. Ohne irgendetwas darüber zu wissen, was ich gesehen hatte, konnte er mir im Detail erklären, wie das Ganze abläuft und erklärte mir, dass die meisten Sekten solche Methoden benutzen. Das ist sozusagen Industriestandard im Sektengeschäft.

[iv] Er war nicht nur sehr beharrlich bei dem Versuch, mich häufiger zu treffen, sondern jedesmal beim Essen versuchte er, sich so nah wie möglich an mich heranzusetzen. Creepy.

 

[v] Felix ist wahrscheinlich nicht bewusst, dass Michael Commons, der Schöpfer des „Model of Hierarchical Complexity“, jüngst eine noch höhere Stufe als „cross-paradigmatic“ hinzugefügt hat: „Meta cross-paradigmatic“. Mein heimlicher Verdacht sagt mir, dass Felix, wenn er das gewusst hätte, behauptet hätte auf dieser Stufe zu sehen.

 

[vi] Ich habe mir neulich die Podiumsdiskussion angesehen. Es ist interessant zu sehen, wie sie meine Beobachtung adressieren, dass sie keine Liebe zeigen und tote Augen haben. Offenbar zeigen hochentwickelte Menschen Liebe nicht auf die Art und Weise wie wir normalen Menschen. Tatsächlich können wir wohl nicht fühlen wie warm und liebevoll sie sind, weil wir einfach zu unterentwickelt sind, um es überhaupt zu bemerken. Ich bin so froh, dass wir das geklärt haben. Du kannst dir die Podiumsdiskussion hier ansehen: https://sommercamp.zegg.de/de/live.html#day-9

 

 

[vii] Du kannst meine Stellungnahme hier lesen https://metamoderna.org/the-reasons-why-i-emil-ejner-friis-am-withdrawing-from-the-panel-discussion-at-the-zegg-summer-camp-july-30-2021/

 

[viii] Du kannst mir gerne vorwerfen, dass ich von meiner kognitiven Entwicklung her nicht weit genug bin, um den höheren Sinn in all dem zu erkennen. Der geht aufs Haus. Aber meine Empfehlung bleibt: Bleib verdammt nochmal fern davon.

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